Das Eckcafé der Tate Modern wurde umgestaltet, um weniger „Herzog & de Meuron“ zu sein

Das Architekturbüro Holland Harvey hat das Café im Erdgeschoss der Tate Modern in London renoviert, sodass es gleichzeitig als erste Late-Night-Bar der Galerie dient.

Versteckt in der nordwestlichen Ecke des Museums wurde das Innere des Corner Cafés ursprünglich im Jahr 2000 entworfen, als Herzog & de Meuron im stillgelegten Kraftwerk am Southbank ein Zuhause für die nationale Sammlung moderner Kunst Großbritanniens schufen.

Seitdem hatte die Tate keine Änderungen an den Räumlichkeiten vorgenommen, bis Holland Harvey Anfang 2022 an Bord geholt wurde, um den Innenraum aufzufrischen.

„Es war ein ziemlich kalter Raum“, sagte der Mitbegründer des Studios, Richard Holland, zu Dezeen. „Alles sehr Herzog & de Meuron-artig.“

„Sie sind in vielerlei Hinsicht erstaunlich, was sie leisten“, fuhr er fort. „Aber das war nicht ihr bester Speise- und Getränkeraum.“

Holland Harvey entfernte viele der harten, reflektierenden Oberflächen des Cafés, schleifte die schwarze Glanzfarbe auf den Böden ab, um das Parkett darunter freizulegen, und entfernte das Spiegelglas, mit dem Herzog & de Meuron die ursprünglichen genieteten Säulen des Gebäudes umschlossen hatten.

Leuchtstofflampen wurden vom Londoner Studio There's Light durch gedämpftere Spots ersetzt, während die abgehängte Decke über der Bar abgerundet und mit Schaumstoffisolierung überzogen wurde, um den Innenraum sowohl optisch als auch akustisch weicher zu machen.

Ansonsten blieben viele der Kernelemente des Cafés, einschließlich der Bedienung sowie der Küche und Toiletten, weitgehend unberührt, um übermäßige Verschwendung zu vermeiden und die Integrität des Gebäudes zu wahren.

„Sie wollen sich nicht wirklich mit der Wartung herumschlagen, denn 12 Fuß über Ihrem Kopf befindet sich ein Picasso“, sagte Holland. „Es war also eine ziemlich leichte Berührung.“

Der größte Eingriff erfolgte in Form eines neu hinzugefügten Eingangs am Flussufer, der es Passanten ermöglichte, direkt in Corner zu schlendern, anstatt den langen Weg durch die Galerie zurücklegen zu müssen.

Am anderen Ende des offenen Raums führt eine Tür direkt in die berühmte Turbinenhalle der Tate und verbindet sie effektiv mit den öffentlichen Bereichen der Southbank.

„Die Turbinenhalle ist einer der erfolgreichsten öffentlichen Räume in London“, sagte Holland. „Es ist einer der wenigen Indoor-Orte, an denen man mitten am Tag gerne auf dem Boden sitzt.“

„Und natürlich ist die Southbank auch ein erstaunliches öffentliches Angebot“, fuhr er fort. „Das fühlte sich also wie eine Gelegenheit an, beides zu verbinden, was viele Überlegungen rund um das Design anregte.“

Mit der Idee, den öffentlichen Raum zu erweitern, sind viele der neu hinzugefügten Stücke robust und an ihrem Platz befestigt, ähnlich wie Stadtmobiliar. Darunter sind die doppelseitigen Vicenza Stone-Sitzbänke, die auch als spontane Klettergerüste für kleine Kinder dienen können.

Holland Harvey hat im gesamten Corner eine Reihe weiterer Sitzbereiche geschaffen, um unterschiedlichen Zugänglichkeitsanforderungen gerecht zu werden, wobei der Schwerpunkt auf der Unterstützung lokaler Hersteller und kleiner Unternehmen liegt und gleichzeitig Abfall wo immer möglich reduziert wird.

Die langen Gemeinschaftstische und Bänke von Corner wurden von marginalisierten jungen Menschen aus dem Westen Londons im Rahmen eines Schreinerlehrprogramms des Sozialunternehmens Goldfinger hergestellt. Dabei wurden Bäume verwendet, die von den örtlichen Behörden gefällt wurden, um die Ausbreitung des Eschensterbens zu stoppen.

„Jeder Tisch hat die Koordinaten der Stelle, an der der Baum gefällt wurde, sodass die Herkunft der Möbel erkennbar ist“, sagte Holland.

Die Stühle wurden unterdessen aus dem eigenen Lager der Galerie geborgen, bevor sie aufgearbeitet und neu gepolstert wurden, während die kleineren Tische von der Brightoner Firma Spared aus Kaffeesatzabfällen aus anderen Tate-Cafés hergestellt wurden.

Diese wurden bei niedriger Temperatur gebacken, um jegliche Feuchtigkeit zu entfernen, bevor sie mit Austernschalen und einem wasserbasierten Gipsbindemittel vermischt wurden.

Obwohl die resultierenden Stücke nicht vollständig kreislauffähig sind, da sie nicht recycelt werden können, hofft Holland, dass sie eine Geschichte über den Wert erzählen, der in Abfall steckt.

„Wir sagen keineswegs, dass es in diesem Sinne ein Musterprojekt ist“, erklärte er. „Wir haben einfach versucht, Möglichkeiten zu finden, Geschichten durch all die verschiedenen Elemente zu erzählen, anstatt uns einfach an die großen Unternehmenszulieferer zu wenden.“

„Und das ist wirklich unsere umfassendere Wirkung: Die Leute erkennen, dass es einen anderen Weg gibt, einen Tisch zu beschaffen. Stellen Sie sich vor, alle Möbel von Tate würden in Zukunft von Goldfinger hergestellt“, fuhr er fort.

Abends kann der Raum durch die Umstellung auf wärmere, kontrastreichere Beleuchtung in eine Bar und einen Veranstaltungsraum umgewandelt werden, während ein Teil der Mittelbank durch Drücken eines unter den Kissen versteckten Knopfes in eine erhöhte DJ-Kabine verwandelt werden kann .

„Hier kann es abends ziemlich wild werden“, sagte Holland.

Die letzte bedeutende Änderung am Tate Modern-Gebäude war die Erweiterung Switch House von Herzog & de Meuron, die 2016 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Das Gebäude beherbergt einen Geschenkeladen, der vom Amsterdamer Studio UXUS entworfen wurde, sowie verschiedene Galerien und eine Aussichtsebene im obersten Stockwerk, die derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen ist, nachdem Tate eine hochkarätige Datenschutzklage der Bewohner eines benachbarten Wohnturms verloren hat.

Sofern nicht anders angegeben, stammt die Fotografie von Jack Hobhouse.

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